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Der Traum vom Fliegen (Wulf Skaun)

Ute Hager hat ein bemerkenswertes Buch geschrieben. Die in Wurzen lebnde Autorin, Jahrgang 1965, erzählt darin von ihren früheren Minderwertigkeitskomplexen die zu einem Selbstmordversuch in jungen Jahren führten, und von der Zeit danach, in der es ihr Schritt für Schritt gelang, dank professioneller Hilfe und der ihr eigenen Energie zu einem selbstbewussten und erfüllten Leben zu finden. "Der Traum vom Fliegen" ist die Ende 2008 im Grimmaer Vallentin Verlag erschienene, 248 Seiten starke Taschenbuchausgabe überschrieben.

Ein treffender Titel, wie der Leser nach der Lektüre des Buches selbst urteilen wird. Doch ehe die junge Frau bilanzieren kann, dass dieser Traum vom Fliegen - als Parabel für die neu errunngene Lust am alltäglichen Leben verstanden - für sie wahr geworden ist, hat sie nicht wenige Täler voller Tränen durchleben müssen. Wie sie diese Tiefs ertragen hat, wie sie sich als Gedemütigte, Gescholtene zum Versager abgestempelte und schließlich als selbst entwertete Persönlichkeit erlebte, wie sie noch rechtzeitig genug dem trist-traurigen Schicksal in den Rachen griff, erst zögerlilch, dann auch mit Hilfe guter Freunde und eines ihre realen Stärken anerkennenden und liebenden Partners, immer bewusster und kräftiger - das erzähl die Wurzenerin in ihrem Erstlingswerk entwaffnend ehrlich und mit schonungsloser Offenheit.

Entstanden ist so ein bewegender Report mit erstaunlicher Wirkung auf Verstand und Gefühl des Lesers. Denn was die gelernte Köchin und heutige Rechtsanwaltsgehilfin auf Hartz-IV-Basis zu Papier bringt, sind sowohl Früchte ihrer gedanklichen, ureigenen Auseinandersetzung mit Gott und der Welt, was sich in vielen klugen, geradezu alltagsphilosophischen Formulierungen zeigt, als auch in der anrührenden Beschreibung emotionaler Höhen und Tiefen ihres persönlichen Werdegangs. Allein die gelungenen Naturschilderungen beeindrucken wegen ihrer Rückspiegelung auf die reiche Gefühlswelt der Autorin, aber auch der beachtlichen Fähigkeit wegen, diese Momente des glücklichen Einsseins mit der Umwelt in überzeugende, originelle Worte zu fassen.

Originell im Sinne von schöpferisch ist auch die formale Gestaltung des Buches. Ute Hager hat zwei Ebenen gewält, auf denen sie ihre Geschichte und Geschichten erzählt. In einem Tagebuch berichtet sie, typographisch abgesetzt über eine Radtour, die sie ohne Begleitung in 15 Tagesabschnitten von Wurzen bis Warnemünde führt. Da erleben wir die junge Frau als tatendurstige, erlebnishungrige, auf Schönes und Gutes in Natur- und Menschenwelt geradezu begierige Entdeckerin. Und zwischendurch formt sich uns nach und nach das Bild der auf Sinnsuche Befindlichen, sehnsüchtig nach erfülltem Leben Strebenden anhand ihrer gedankenvollen Refelxionen, die - wie erwähnt - Gott, die Welt, vor allem aber sie selbst betreffen. Engeleitet mit klug ausgewählten Sentenzen großer Geister, münden die auf der Radwanderung gewonnenen Erfahrungen und Erlebnisse über Land und Leute in diesen völlig anders gearteten Abschnitten in eine Erkundungsreise ins eigene Ich.

Besonders auch für junge Leser auf der Suche nach der eigenen Identität kann dieses Buch ermutigend und hilfreich sein.                                                                                                                                                                                                                                              Wulf Skaun